Genre: Psychothriller Veröffentlichung: 1993 Seiten: 219 Herausgeber: Bastei Lübbe Websites: Petra Hammesfahr | Goodreads Mein Exemplar: geliehen Zu kaufen: keine neuen Auflagen mehr verfügbar
Klappentext: Für die siebzehnjährige Patrizia war Heiko Schramm die große Liebe ihres Lebens. Ein Blick aus seinen kalten grauen Augen ließ sie dahinschmelzen. Als er verhaftet und wegen Diebstahls und schwerer Körperverletzung verurteilt wurde, wollte sie sterben. Ihr Vater brachte sie zu Ed, dem Therapeuten, der sie zwei Jahre lang behandelte. Nicht ganz nach den Regeln der Psychotherapie, dafür jedoch um so wirkungsvoller. Ed machte ihr klar, daß Schramm für sie eine Art Rasputin war; ein böser Dämon, daß er sie nicht geliebt, sondern nur benutzt hatte. Ed formte sich aus dem zerissenen Bündel Mensch eine Frau nach seinen Vorstellungen. Anschließend heiratete er sie. Und nun ist Heiko Schramm nach sieben Jahren aus der Haft entlassen worden...
Sie starrte ihn an und registrierte im ersten Augenblick nur, dass sich nichts an ihm verändert hatte. Absolut nichts! Die Kleidung, die Schuhe, alles so wie damals. Nicht einmal älter schien er geworden zu sein, war von Kopf bis Fuß noch genauso, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte.
Vor sieben Jahren.
Im Gerichtssaal.
Rasputin hatte die Sensationspresse ihn genannt, den Mann mit dem dämonischen Blick. Heiko Schramm!
"Er schaut dich an, und du läßt dich fallen."
Und dann war da so viel Sicherheit, dann fiel man in Watte, mitten hinein in weiches, duftiges Gebilde, in dem man selbst ganz schwerelos war und alles um einen herum absolut ohne Belang.
(Particia über Heiko, vor ca. 7 Jahren)
Und Ed behauptete: "Er hatte soviel Interesse an deiner Person wie an einem Wetterbericht vom vergangenen Oktober."
Meine Meinung: Trotz der vielen eher schlechten Kritiken, klang 'Die Augen Rasputins' dennoch vielversprechend. Dummerweise gibt es dieses Buch im Handel leider nicht mehr, sodass ich mir mein Exemplar ausleihen musste. Der Erzählstil war anfangs recht gewöhnungsbedürftig. In der dritten Person wird von Patricia und den anderen Charakteren gesprochen, sodass immer genügend Distanz zum Leser gewahrt werden konnte. Trotzdem kann der Leser die Gedankengänge von Ed und Patricia lesen. Hierzu gab es keine besondere Kennzeichnung, welche für einen einfach überschaubaren Lesefluss gesorgt hätte. Ich würde behaupten, dass war Absicht. Es verstärkt den Nervenkitzel. Erzählt wird hier in mehreren Zeitebenen, der Gegenwart und der Vergangenheit. Hauptsächlich um die Vergangenheit in der Patricia bei Ed dem Therapeuten war, von wo aus tiefere Einblicke in Patricias Jugend und ihre damalige Bekanntschaft mit Heiko Schramm gegeben werden. Stück für Stück scheint sich das Puzzle zusammen zu setzen, aber eines scheint sofort klar zu sein: Heiko ist sehr gefährlich!
Die Augen Rasputins ist ein typischer Psychothriller à la Hammesfahr. Er wirkt harmlos und unspektakulär, doch nach und nach taucht der Leser in die Abgründe eines schwer gestörten Menschens ein. Dabei erfährt er nie viel von Heiko selbst. Es ist hauptsächlich Ed's Meinung und die seines Schwiegervaters, die Heiko als Bestie hinstellen - stellen sie ihn nur als Bestie hin oder ist er es tatsächlich? Patricias große Liebe ein gemeiner Ganove?
Nachdem Patricia zusammen mit Heiko ihr Haus und ihren Mann verlassen hat, dauert es noch eine ganze Zeit, bis Ed davon erfährt. Er ist noch in seiner Praxis und kommt erst gegen frühen Abend nach Hause. Als er das verlassene Haus und das Foto auf dem Küchentisch findet, steigt die Panik in im hoch. Patricia scheint sich sicher zu sein, das alles wieder gut wird. Heiko, ihre große Liebe ist tatsächlich zurück gekommen, gekommen um sie zu holen und mit ihr das versprochene schöne Leben zu führen - oder etwa nicht?
Nicht nur Patricias Nerven sind bis zum Zerreißen angespannt, sondern auch die des Lesers, schließlich sind sieben Jahre eine lange Zeit und Menschen verändern sich nun mal. Aber Heiko doch nicht, oder doch? Das Buch ist beinahe wie ein Film: total gebannt und von der Umwelt vollkommen abgeschnitten fiebert der Leser dem Ende entgegen. Die Spannung steigt kurz vor Mitte des Buches rasch an, hält sich dann auf höchster Stufe, bis sie schließlich zum Ende explodiert um den Leser dann im Finale etwas im Regen stehen zu lassen. Das Ende war nicht enttäuschend, nur etwas störend, denn es wirft eine wichtige Frage auf, für die es keine richtige Antwort gibt. Ich glaube ich habe die Andeutung zwar verstanden, aber der letzte Satz widerspricht dem ein kleines bisschen.
Fazit: Ein mörderisch spannender Psychothriller, der einen bis zum Schluss in Atem halten wird.
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